„Er schob seine Nase unter ihren Rock, und er fand alles, was er suchte.“ Es sind Sätze wie dieser, Sätze, deren kristallklare Schönheit einen einfach auf die Knie zwingen und die das Feuilleton wenige Jahre später zu Vergleichen wie „Der James Dean der Schreibmaschine“ oder „Ein Schriftsteller, der sein Handwerk beherrscht wie Mick Jagger das Singen“ verführten. Zugegeben, das hinkt, aber zumindest am richtigen Bein. Denn das, was Djian mit den Herren Dean oder Jagger tatsächlich verbindet, ist die brodelnde Intensität seiner Kunst.
Doch diese Intensität, mit der Djian in fulminanten Romanen wie „Erogene Zone“, „Betty Blue“, Verraten und verkauft“ oder „Rückgrat“ den stinknormalen Alltag in ein rauschendes Fest der Sinne verwandelt, ist nicht das Werk eines Autors, der aus dem Bauch heraus (in Djians Fall vielleicht sogar etwas darunter) schreibt. Keineswegs. Wenn Philippe Djian den Dreck unter den Fingernägeln mit der gleichen Poesie feiert wie den schwitzigen Duft von Sex, wenn das Entkorken einer Flasche oder das Aufkochen eines starken Kaffees plötzlich völlig ausreicht, um dem menschlichen Dasein einen tieferen Sinn zu geben, dann hat das genau einen Grund: seinen Stil. Niemand, wirklich niemand, beherrscht es, so präzise im Grenzbereich zwischen pulsierendem Leben und literarischer Reflexion herumzuflanieren wie Philippe Djian.
„Im Gegensatz zur Eleganz oder zur Fähigkeit, einen Raum (insbesondere in den Medien) einzunehmen, ist der Stil keine natürliche Gabe. Wenn man der Einfachheit halber erklären würde, daß Stil das Vermögen ist, alle Erfahrungen eines Menschen in einem Satz zusammenzufassen, kann man die Sache schon besser einschätzen“, schreibt Djian. Und, ja, man kann die Sache besser einschätzen.
Philippe Djian ist 1949 in Paris geboren. Er hat also Sichtkontakt zu seinem 60er. Das ist vermutlich ein Punkt, an dem einer wie er, seine Erfahrungen neu ordnen muss. Und dann wird er wiederkommen, um sie in einem Satz zusammenzufassen.
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