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Der Schrecksenmeister / Moers Walter



Der Schrecksenmeister

Moers Walter


piper Verlag
Übersetzer: Übersetzer
Rezension ist von 01/2008
Leserschwert-Genre: Märchen
1 Besucherkommentar zu diesem Buch.

Der böse Märchenonkel

„Stellt euch den krankesten Ort von ganz Zamonien vor!“ Ha, was für ein Einstieg. Zumindest wenn man weiß, dass für Zamonien-Neulinge die Chancen, sich den krankesten Ort von ganz Zamonien vorstellen zu können, etwa so üppig sind wie ... sagen wir mal ... den Geruch von Albinomeerschweinchen auf ein Blatt Papier zu zeichnen. Also: Der krankeste Ort von ganz Zamonien ist das kleine Städtchen Sledwaya, das in erster Linie von bösartigen Bakterien und in zweiter von beklagenswerten Kreaturen bevölkert wurde, die diese Bakterien bewirteten: von Hirnhusten über Magenmumps bis Nierenverzagen. In dieser behaglichen Stadt lebte damals eine alte Frau, die eine Kratze (eine zamonische Spielart der Hauskatze, von der sie sich nur dadurch unterscheidet, dass sie sprechen kann und zwei Lebern besitzt. Anm.) hatte, die sie Echo nannte und die vielleicht die Letzte ihrer Art war. Als die Alte starb, verelendete das arme Krätzchen rasch, schleppte sich hungrig und räudig durch die Stadt und wusste, dass seine erbärmlichen Tage an einer Pfote abzuzählen waren.
Nun wollte es das Schicksal aber so, dass – just in dem Moment, als Echo sich in irgendein verseuchtes Winkelchen zum Sterben zusammenrollen wollte – der Schrecksenmeister Eißpin um die Ecke bog, den die Geschichte wie folgt beschreibt: „Der Alte war eine wandelnde Vogelscheuche, eine entsprungene Geisterbahnfigur, vor der alles Lebendige floh, vom kleinsten Käfer bis zum kraftvollsten Krieger. Es schien, als stolziere er zu einer furchtbaren Marschmusik, die nur er selber hörte, und jedermann wich seinem sengenden Blick aus, um nicht geblendet, verflucht oder hypnotisiert zu werden. Eißpin wandelte im vollen Bewusstsein, von allen gehasst und gefürchtet zu werden.“
Als der Schrecksenmeister den kleinen Echo da hocken sah, war seine Verzückung groß, denn zu jener Zeit war Kratzenfett ein in der Alchemie – und Eißpin war ein Meister dieser Zunft – überaus wertvolles Grundprodukt, in dem sich etwa Pestgeruch dreimal besser konservieren ließ als in herkömmlichem Hundefett. Also schlug Eißpin der Kratze einen Pakt vor: Er würde Echo auf sein Schloss mitnehmen und exakt einen Monat lang mit den raffiniertesten Küchenkreationen – denn auch darin war Eißpin ein Meister – mästen und erhält im Gegenzug, nach Ablauf dieser Frist, Echos Kratzenfett, indem er ihn nach allen Regeln der alchemistischen Kunst auskocht. Echo willigte ein, und damit begann für ihn ein Abenteuer (*), wie es nur in Zamonien stattfinden kann …
Nach „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“, „Ensel und Krete“, „Rumo“ und „Die Stadt der Träumenden Bücher“ zieht Walter Moers einmal mehr alle Register seiner virtuosen Sprachkunst und orgelt durch eine Märchenwelt, die dort anfängt, wo genormte Hirnwindungen in Sackgassen verenden. Und da es Herr Moers vortrefflich versteht, diese offenbar in einem bodenlosen Fass gereifte Phantasie mit jenem ergreifend subversiven Humor zu unterfüttern, den auch sein „Kleines Arschloch“ oder „Adolf. Der Bonker“ versprühen (beides keine Werke, die sich als Mitbringsel für zärtliche Cousinen eignen, Anm.), zählt der Zamonien-Zyklus zu den originellsten Genre-Kreuzungen, die derzeit die Welt der Literatur bereichern.
Walter Moers ist ein begnadeter Märchenonkel – wenn auch ein ziemlich böser.
* Im Zamonischen Wörterbuch findet sich unter „Abenteuer“ folgender folgenschwerer Eintrag: „Eine waghalsige Unternehmung aus Gründen des Forschungsdrangs oder des Übermuts; mit lebensbedrohlichen Aspekten, unberechenbaren Gefahren und manchmal fatalem Ausgang.“ (aus „Die Stadt der Träumenden Bücher“)
Bewertung



Ihr Kommentar
 1 Kommentar zu diesem Buch.

Ihre Meinung zu diesem Buch »

laura haas schrieb am 31.12.10, 11:22Das Buch finde ich einfach fantastisch.Es ist mit Humor und Liebe ins Detail geschrieben.Für alle, die Fantasie lieben,kann man es nur weiterempfehlen!


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