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| Das Gedicht des PornographenMichael Turner heyne hardcore Verlag Erscheiungstermin: 08/2007 Übersetzer: Jürgen Bürger Rezension ist von 09/2007 Leserschwert-Genre: Chronik
 Sex, Lügen und VideoPorno-Poesie: Wenn der Heyne-Verlag ein Buch mit dem Titel „Das Gedicht des Pornographen“ („The Pornographer’s Poem“) in seiner Hardcore-Edition herausgibt, rutscht die Erwartungshaltung nicht ganz unbegründet knapp unter die Gürtellinie. Umso überraschender gestaltet sich die Lektüre. Denn obwohl der Roman des kanadischen Autors und Musikers Michael Turner in der zweiten Halbzeit einige explizite Passagen zelebriert, die nicht ganz jugendfrei sind, gilt für den Großteil der Geschichte das exakte Gegenteil: Es ist ein Jugendroman, eine geradezu klassische Coming-of-Age-Story, die sich in der Orientierungslosigkeit eines namenlosen Buben aus Vancouver einnistet, der beim Absprung aus der Kindheit ins Erwachsenenleben den Boden unter den Füßen verliert. Und sich treiben lässt: In die völlig abgefreakte Kunstszene der Stadt, durch einen dichten Nebel aus Alkohol und Drogen, an die diffuse Grenze zwischen Sex und Liebe und schließlich an die Leine eines charismatischen Unterwelt-Dealers, für den er billige Porno-Loops produziert.
Die im Titel angekündigte Poesie des Romans verflüchtigt sich dabei immer tiefer ins Mögliche, Turner lässt eine fast zwingende Liebesgeschichte in den Ritzen des Zufalls versickern. Und sein Held – der den Umgang mit der Super-8-Kamera bereits als 12-Jähriger erlernt – hält einfach drauf, dokumentiert sein eigenes Leben mit der emotionalen Distanz eines Unbeteiligten. Zusätzlich verstärkt wird die nüchterne Intensität von Turners Erzählstil durch eingestreute – und bis zum Ende nicht näher erklärte – Verhörszenen, in denen der Protagonist aufgefordert wird, die Ereignisse zu präzisieren und reflexiv zu beurteilen. Ein verstörendes Buch, das die Lebensphase zwischen Ohnmacht und Allmacht dramatisch ausschlachtet und lakonisch serviert. Und ein verdammt guter Jugendroman für Erwachsene.
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