
Millie / Helen Walsh „Das ist keine Literatur – das ist Gift!“ Dieser eruptive Zwischenruf, mit dem (wie Konrad Lischka ...

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| MillieHelen Walsh KiWi Paperback Verlag Erscheiungstermin: 02/2006 Übersetzer: Clara Drechsler und Harald Hellmann Rezension ist von 02/2006 Leserschwert-Genre: Real Life
1 Besucherkommentar zu diesem Buch.

Böses MädchenDie Chancen, in der britischen Literaturszene mit einer Sex-&-Drugs-Story einen kantigen Skandal zu reißen, stehen ungefähr so gut wie jene, auf der Mariahilfer Straße mit einem H-&-M-Sackerl Aufsehen zu erregen. Helen Walsh ist es trotzdem gelungen. Als ihr Debüt 2004 unter dem O-Titel „Brass“ herauskam, schlugen auf der Insel die Wellen hoch und medial übereinander: in der liberal-intellektuellen Ecke wurde Walshs Hardcore-Realismus jauchzend gefeiert, im konservativen Lager herrschte blankes Entsetzen. Nun liegt das umstrittene Werk auch in deutscher Übersetzung vor und schon das Intro zu diesem ebenso intensiven und wie destruktiven Egotrip lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Buch nicht an Minderjährige abgegeben werden sollte: denn bereits die ersten paar Seiten bestreitet die Titelheldin Millie auf einem nächtlichen Friedhof, den Kopf bis hart ans Delirium zugedröhnt mit Koks und Alk, eine Hand tief zwischen den Schenkeln einer minderjährigen Prostituierten, die andere munter im eigenen Slip. Das Ganze äußerst detailverliebt, direkt, zynisch, brutal und obszön. Und von ein paar geistigen Ausflügen abgesehen, in denen Millie, eine junge, attraktive Frau aus gutbürgerlichen Verhältnissen ins Sozialromantische abdriftet, geht es in der Tonart weiter. Von Sucht und Sehnsucht getrieben stürzt sich Millie in die versoffensten und versautesten Viertel von Liverpool, immer auf der Suche nach schnellem, käuflichem und erniedrigendem Sex.
Trotzdem liegt der wahre Grund für die Aufregung vermutlich nicht darin, was in dem Buch steht, sondern wer hinter dem Buch steht. Denn die heute 28-jährige Autorin macht kein Geheimnis daraus, dass „Millie“, wenngleich keine Autobiografie, ihrem eigenen Leben entstiegen ist, und diese schamlose Mischung aus Exzess und Authentizität war offenbar vielen zu viel. Seltsam, denn genau darin steckt die wesentliche Kraft des Romans.
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| 1 Kommentar zu diesem Buch.
Ihre Meinung zu diesem Buch »
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 | Merita schrieb am 05.12.08, 15:27 | Ich habe dieses Buch gelesen und ich bin echt fasziniert, obwohl die ersten Seiten mich echt geschockt haben am Anfang. Auch noch diese Detais, dass man sich davon ein Bild malen kann. Trotzdem ist das Buch echt empfehlenswert.
Würde mich sehr freuen wenn es eine Fortsetzung von Millie gibt.
LG
Merita
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