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| Die BegnadigungJohn Grisham
Heyne Verlag
Übersetzer: Bernhard Liesen, Bea Reiter, Kristiana Ruhl, Imke Walsh-Araya
Rezension ist von 4/2005
Leserschwert-Genre: Thriller
Die AusnahmeSchön langsam verdient sich der Auflagen-Multi aus Arkansas tatsächlich den Titel eines „Ausnahmeautors“, denn in der Bestseller-Werkstatt Grisham wird die Ausnahme in letzter Zeit offenbar als Regel gefertigt. Während bei seinem überaus bemerkenswerten Landausflug „Die Farm“ (2002) noch niemand laut von einem Präzedenzfall zu reden wagte, lagen nach „Das Fest“ und „Der Coach“ recht deutliche Indizien vor, dass der Großmeister des Justizthrillers Spaß am Genre-Hopping gefunden hat. „Die Begnadigung“ liefert nun den Beweis dafür.
Denn wiewohl wieder mal ein Anwalt den roten Faden der Story abspult, ist der neue Grisham kein spannungsgeladener Gerichtsheuler, sondern ein seltsamer Mix aus Spionagethriller, Politfarce und Reiseführer. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Joel Backman, ein millionenschwerer, undurchsichtiger Lobbyist, der das politische Establishment von Washington jahrelang wie ein Marionettenspieler beherrscht, bis er sich eines Tages gemeinsam mit ein paar Leichen in einem Machtnetz verfängt, das selbst für ihn eine Nummer zu groß ist. Backman wandert, nicht zuletzt zu seinem eigenen Schutz, in den Knast – mitsamt einem reichhaltigen Repertoire an hochbrisanten Geheimnissen.
Als die CIA sechs Jahre später dem scheidenden (und ergreifend dummen) Präsidenten Backmans Begnadigung unterjubelt, ihn in einer Nacht- und Nebelaktion nach Italien schleust und ihm dort eine komplett neue Identität verpasst, verfolgt sie damit nur ein Ziel: sie will wissen, wer den einstigen Macht-Lobbyisten als erstes kalt abserviert … Der Plot klingt allerdings die Spur spannender als er tatsächlich ist. Grund dafür ist Grishams unverhohlene Liebe zu Italien und seiner Lebensart, die hier mitunter zu abschweifig zelebriert wird. Trotzdem: im Zweifel für den Angeklagten. Das Urteil: lesenswert. | | 
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